In einer Welt mit Hyperschallraketen, Drohnen-Kriegen, Hybrider Kriegsführung, konkurrierenden Machtblöcken, mangelnder Achtung vor Menschenleben und geopolitischer Rücksichtslosigkeit könnte die Fähigkeit zur nuklearen Abschreckung weniger ein Bruch mit dem Recht als ein Schritt zur strategischen Selbstachtung Europas und damit auch des Überlebens sein.
Die globale Ordnung ist nicht mehr regelbasiert, sondern folgt den archaischen Muster der jeweils nationalen Interessen. Die USA sind unberechenbarer geworden, China tritt offensiv auf, Russland agiert mit nuklearer Erpressung. In dieser Welt zählen Machtprojektion, strategische Autonomie und Abschreckung wieder mehr als feine Kompromisse.
Eine europäische Atombombe wäre keine Einladung zum Krieg, sondern ein Zeichen, dass Europa sich nicht ewig hinter fremden Schutzschirmen versteckt.
Sie wäre keine Lösung für alles – aber ein Signal an die Welt: Wir nehmen uns selbst ernst.
Die Alternative dazu ist gefährlich: Abhängigkeit. Einflussverlust. Erpressbarkeit. Globale Marginalisierung. Und im Ernstfall: Sprachlosigkeit gegenüber jenen, die über nukleare Macht verfügen – weil man selbst nichts in der Hand hat. Europa muss den Atomkrieg führen können, um ihn nicht führen zu müssen.
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Gerne komme ich bei der Themenfindung auf ihre Fragen zurück.
Herbert Bauer, Generalmajor i.R. und Militärexperte
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