Was passiert, wenn sich pazifistische Wunschvorstellungen im Umgang mit Russland durchsetzen und die Ukraine sich 2027 nicht mehr halten kann? Diese Episode zeichnet ein Szenario, das hoffentlich Fiktion bleibt, aber sicherheitspolitisch erschreckend plausibel ist. Wir blicken auf den möglichen Zusammenbruch eines europäischen Staates, auf politische Säuberungen, neue Fluchtbewegungen, eine kampferprobte Armee unter fremder Kontrolle und eine weit über 1000 Kilometer lange Frontlinie direkt vor der NATO. Dazu analysiere ich, was EU- und NATO-Minister diese Woche tatsächlich gesagt haben, wo die Risiken liegen und dass Europa trotz klarer Warnungen nur zögerlich handelt. Eine Episode über Realismus, Verantwortung und die Frage, ob Europa rechtzeitig erkennt, was auf dem Spiel steht.
Europa erkennt zwar das Risiko, dass Russland nach einem Zusammenbruch der Ukraine eine direkte militärische Ausgangsposition an der EU- und NATO-Grenze erhielte, eine Lage, in der Europa unter Druck geraten und sicherheitspolitisch erpressbar werden könnte , doch die politischen Entscheidungen laufen dem sicherheitspolitischen Bedarf hinterher, wenn nicht sogar entgegen. Die EU hat weder ein gemeinsames Verteidigungsbudget noch ein verbindliches Aufrüstungsziel für alle Mitgliedstaaten, und ihre Produktionskapazitäten reichen nachweislich nicht aus, um einen hochintensiven Konflikt zu kompensieren. Die NATO wiederum ist zwar militärisch einheitlicher, aber politisch gespalten, weil einige Staaten den amerikanischen Kurs mittragen, während andere versuchen, europäische Autonomie aufzubauen oder überhaupt quer treiben. Diese strategische Divergenz schwächt das Abschreckungsbild.
Sollten Sie Fragen zum konkreten Podcast oder ganz allgemein zum Militär oder zu sicherheitspolitischen Themen haben, schreiben Sie mir bitte ein E-Mail an stetsbereit@missing-link.media.
Gerne komme ich bei der Themenfindung auf ihre Fragen zurück.
Herbert Bauer, Generalmajor i.R. und Militärexperte
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